Die Station
Den Tagen mehr Leben geben
Die Räume sind freundlich und lichtdurchflutet, die Dachterrasse bietet einen schönen Blick über die Stadt, die Atmosphäre ist ruhig und friedlich. Auf der Palliativeinheit des Klinikums Stuttgart im Katharinenhospital ist der Trubel des Klinikalltags weit weg. Sie ist ein Rückzugsort für schwerkranke Patienten und Angehörige, mit all ihren Bedürfnissen und Gefühlen: Trauer und Angst, aber auch Wut darf gelebt werden. Und viel gelacht wird auch.
Für viele Menschen ist Sterben ein Tabuthema. Auf der Station D6 ist das nicht so. Eine brennende LED-Kerze im Stützpunkt der Station zeigt, dass hier vor kurzem ein Leben zu Ende gegangen ist.
Oft sind es Krebspatienten, deren Ängste und Beschwerden auf der Palliativstation gelindert werden. Aber auch Menschen mit Herz-, Nieren- und Gefäßerkrankungen ebenso wie Patienten mit anderen schweren Erkrankungen finden dort einen geschützten Ort. Wichtigstes Ziel der Palliativeinheit ist es, eine höchstmögliche Lebensqualität für die Patienten zu erreichen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben und Tod.
Palliativmedizin beschränkt sich nicht auf die letzte Lebensphase. Auch wenn ein schwerkranker Mensch unter Umständen noch Jahre lebt, können palliative Prinzipien ihm vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an zu mehr Lebensqualität und der Linderung von belastenden Symptomen verhelfen. Ebenso ist es aber in vielen Fällen auch möglich, palliative Ansätze begleitend zu einer auf Heilung ausgerichteten Therapie anzuwenden.
Therapieformen
Die Behandlungsformen werden dabei ganz individuell angepasst. Therapieformen wie Kunst- und Musiktherapie helfen Symptome zu lindern, aber auch Anwendungen von Physio- und Ergotherapie oder Aromapflege sind möglich. Leidet ein Patient beispielsweise an innerer Unruhe und Angstzuständen, so können zum Beispiel auch Meditations- und Achtsamkeitsübungen aus dem Zen-Buddhismus helfen. Sie sorgen dafür, dass der Fokus des Patienten neu ausgerichtet wird und dieser durch die bewusste Atmung im Hier und Jetzt bleibt, anstatt sich auf Ängste und Sorgen zu konzentrieren. Ziel aller Therapiemaßnahmen ist es, die Lebensqualität der Patienten zu erhalten und sie auf ihrem letzten Lebensweg bestmöglich zu begleiten.
Therapieangebote zusätzlich zu ärztlichen und pflegerischen Therapien:
- Physiotherapie
- Lymphdrainage
- Massage
- Ergotherapie
- Logotherapie
- Ernährungstherapie
- Musiktherapie
- Kunsttherapie
- Meditation
- Psychoonkologie
- Genogrammarbeit
Team
Unser multiprofessionelles Team aus Ärzten, Pflege, Psychologen, Sozialdienst und Theologen begleitet einfühlsam bei der Auseinandersetzung mit Leben und Tod.
Unsere Patienten
Viele Patienten haben eine lange Krankheitsphase hinter sich. Auf der Station können sie innehalten und neue Kraft schöpfen. Aus dieser Kraft heraus können sie gemeinsam mit den Angehörigen und einem interdisziplinären Team entscheiden, wie es nun weitergehen könnte. Je nach Krankheitszustand wird besprochen, ob eine weitere Chemotherapie Sinn macht, ob auf Wunsch eine Pflege Zuhause möglich ist oder auf welche Therapieformen der Palliativeinheit Patienten zurückgreifen möchten. Im Zentrum steht dabei immer die Frage, welcher Weg der richtige für den Betroffenen und seine Angehörigen ist. Oft setzten sich Patient*innen dabei auch das erste Mal mit einem möglichen Therapieende auseinander. Es geht um Lebensqualität und individuelle Wünsche angesichts einer möglicherweise begrenzten Lebenszeit.
Angehörige
Stirbt ein Patient, ermöglicht die Palliativstation Angehörigen, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Ruhe zu trauern. Vielen Familienangehörigen und Freunden von Verstorbenen ist es noch einmal wichtig, über das Leben des Verstorbenen zu sprechen und ihre Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Vor Zeiten von Corona fand daher regelmäßig ein Trauercafé statt. „Durch dieses Ritual des Innehaltens drücken wir unseren Respekt vor dem Leben und dem Tod dieses Menschen aus. Das hilft den Hinterbliebenen loszulassen“, erklärt Krankenhausseelsorger Stefan Pfeifer.
Es sei auch für die Mitarbeiter*innen eine große Bereicherung, wenn sie Patienten beim Sterbeprozess begleiten dürften. Er habe beispielsweise viel darüber erfahren, was den Menschen wichtig im Leben ist. „Die Menschen sind oft dankbar für ihre Kinder und Familien, bereuen aber auch nicht wahrgenommene Chancen und Möglichkeiten. Daraus kann man viel für sich lernen und ableiten.“
Treten Sie gerne mit uns in Kontakt!